Respekt in Siegen - Deutschkurs Integrationskurs Flüchtlinge Migranten Siegen

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Wie definiere ich Respekt voreinander?

Wie ich bereits an anderer Stelle erwähnt habe, stamme ich aus Weißrussland. Ein glücklicher Zufall, aber auch Fleiss meinerseits trug dazu bei, dass ich in Deutschland leben und arbeiten darf. In Weißrussland herrscht, trotz der geographischen Nähe zu Deutschland, ein völlig anderes Leben. Auch in den 32 Jahren, die ich dort lebte, lernte ich immer wieder Menschen kennen, die einen Migrationshintergrund haben. Wie hier, gab es solche und solche. Ich habe sehr gute Erfahrungen gemacht, aber auch Erlebnisse, die sehr schlecht und angsteinflössend waren, gehabt. Trotz allem auch persönlichen Leid, habe ich nicht verlernt, jeden Menschen differenziert zu betrachten, als Individuum mit eigenen Merkmalen und diesen danach zu bewerten.

Auch ich habe mich schon mal dazu hinreißen lassen, eine ganze ethnische Bevölkerungsgruppe, aufgrund der schlechten Erfahrung mit einem einzelnen, zu verteufeln. In meinem Fall war es ein Holländer, worauf ich mir dachte, dass alle Holländer Idioten sind. Nun gut, eine Momentaufnahme aufgrund einer Verärgerung, die ich aber nach einer Bedenkzeit von mir löste und ich über mich selber schmunzeln musste. Zu leicht kann einen ein Erlebnis, Zorn, oder gefühlte Benachteiligung in eine nicht mehr objektive Denkweise zerren.

Ich lebe nun fünf Jahre in Deutschland, unterrichte hier und habe bereits sehr viele Erfahrungen mit Schülern gemacht. Sie kommen aus Russland, Syrien, dem Irak, Iran, Eritrea, dem Balkan und Afghanistan. Ihre Einwanderungsgründe sind sehr unterschiedlich. Teils um einem Krieg zu entkommen, teils um ein besseres Leben zu erreichen. Gründe, die ich grundsätzlich nicht verachte, sondern vielmehr darauf schaue, was jeder einzelne dazu beiträgt, sein Ziel in unserer Gesellschaft zu realisieren.

Auch mir wurde schon von einem Schüler klipp und klar gesagt, dass er garnicht arbeiten will, da er und seine Familie von den Sozialleistungen in Freuden leben kann. Diese Meinung spiegelte sich auch im Unterricht wieder, zu dem er keine Lust hatte. Ich bin Steuerzahler in Deutschland und ihr könnt mir glauben, dass ich in solch einem Moment große Probleme habe, die Contenance zu bewahren.

Was ist aber mit dem, der große Begeisterung mit in meinen Unterricht bringt? Ist es da nicht meine Aufgabe als Lehrerin, alles mögliche zu tun, um dieser Person zu ihrem Ziel zu verhelfen. Die deutsche Sprache zu erlernen, im Anschluss einer Ausbildung, oder einem Beruf nachzugehen, sich am Sozialsystem zu beteiligen, dem diese Person alles zu verdanken hat. Mir wurde es nicht nur mit Worten gesagt, ich sehe es durch die Arbeitsweise einzelner Schüler bestätigt wenn mir diese mitteilen, dass sie etwas erreichen und nebst dem eigenen angestrebten Erfolg, Deutschland etwas zurück geben möchten und das verlangt mir sehr viel Respekt ab und zwar von diesem einzelnen Menschen und da ist es ganz gleich, woher und weswegen er gekommen ist.

Bin ich deswegen ein Gutmensch? Was ist das Gegenteil von dem, ein Bösmensch?

Wenn mir jemand begegnet, der mich in so simpler Weise definiert, dann kann er das gerne tun, aber bitte dann in der Art, ohne mir seinen Willen aufzuzwingen, denn das lasse ich nicht zu.

"Wertschätzung erhält der Mensch von mir, der mir und meiner Lebensart mit ebensolcher Aufmerksamkeit begegnet"

Vielleicht denkst Du mal darüber nach. Das würde mich sehr freuen.

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